"Ich male, um den Übergang sichtbar zu machen, in dem äußere Eindrücke zu innerer Ausrichtung reifen. Inspiration ist für mich keine seltene Eingebung, sondern eine Schwelle; ein präziser Moment, an dem Wahrnehmung in Präsenz kippt und Klarheit möglich wird.
Meine Bilder sind Übungsräume für genau diesen Wechsel – weg vom Getriebensein, hin zu einem bewussten Sehen, Entscheiden und Handeln.
Der Prozess beginnt offen. Ich lese die Hinweise im bereits Entstandenen, folge dem Lebendigen und baue Schicht um Schicht auf. Farbe, Form und Linie werden zu bewussten Setzungen; Überlagerungen und Leerstellen halten den Raum durchlässig. So kondensiert der Eindruck zum Essenziellen: Linien bleiben in Bewegung, Zeichen glimmen wie Funken, Pausen tragen die Energie. Aus der Vielstimmigkeit des Materials entsteht Orientierung – nicht durch Tempo, sondern durch Reduktion und Fokus.
Meine Malerei versteht Inspiration als Haltung, die sich kultivieren lässt. Sie führt regelmäßig aus dem Funktionsmodus in Selbstanbindung. Die Leinwand wird zum Gegenüber, das den Blick sammelt, Atem und Rhythmus ordnet und eine klare innere Achse erfahrbar macht. Diese Erfahrung möchte ich teilen, Bilder als Einladung, die eigene Schwelle zu spüren – den Moment, in dem ein äußerer Impuls zur inneren Klarheit wird.
Wer sich Zeit nimmt, entdeckt in den Schichtungen mehr als Komposition. Resonanzräume für das eigene Entscheiden. So werden die Werke zu Navigationspunkten im Alltag – still, direkt, respektvoll –, die die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zurückführen. Aus Inspiration wird Praxis, aus Praxis Haltung. Eine Art, die Welt zu sehen und sich selbst darin wiederzufinden."